Navigation auf uzh.ch

Suche

Seminar für Griechische und Lateinische Philologie

Veranstaltungen SS 2006

Alle Veranstaltungen SS 2006
Archiv

Magie in der Antike (55)

Gemelli L. (laura.gemelli@klphs.uzh.ch)
Mi 10 - 12
KOL-F-109

Beschreibung
Die antike und moderne, westliche, negative Auffassung von der Magie, die diese deutlich von der Religion abtrennt und mit unsittlichen, unfrommen, gesetzwidrigen, und geheimen Handlungen verbindet, ist in der modernen Religionswissenschaft immer wieder in Frage gestellt worden. Sie hat nämlich ihre Wurzel eher in soziopolitischen Kämpfen als im religiösen Handeln und Verhalten einzelner Individuen und Gruppen. Der Magos ist oft der Aussenseiter, der berufliche bzw. politische Gegner, oder auch der Verehrer fremder Götter. Was wir Magie nennen, ist kein einheitliches Phänomen, sondern umfasst verschiedene religiöse Erscheinungen, die je nach Epoche, Ort und sozialer Gruppe bzw. Individuum auf verschiedene Weise beurteilt worden sind.
Was die griechisch-römische Welt betrifft, verfügen wir über literarische, medizinische und philosophische Texte, die auf verschiedene Weise und unter verschiedenen Gesichtspunkten von Magie und Magoi sprechen. Erhalten geblieben ist aber auch eine relativ grosse Anzahl von Fluchtäfelchen, Zaubersprüchen, und Rezepten, welche einen Einblick in die geistige Welt und ins Handeln der "Zauberer" erlauben. Eine grosse Menge von Gegenständen verschiedener Zeit und Herkunft, wie z.B. Gemmen und Amulette, legt Zeugnis ab von einem breiten Glauben an die Macht der Zauberkunst.
In der Vorlesung wird versucht, anhand von Beispielen aus diesen Textkomplexen bzw. Materialien das Phänomen, das wir als Magie bezeichnen, in seinen verschiedenen Aspekten und historisch-kulturellen Kontexten zu erfassen.
Da die Vorlesung in erster Linie an die klassischen Philologen gerichtet ist, wird das Thema vor allem in Bezug auf die griechisch-römische Welt behandelt, es werden aber auch Hinweise auf die entsprechenden Phänomene im nahen Osten und alten Ägypten gegeben.

Kenntnisse in Griechisch und Latein sind erwünscht, aber nicht unentbehrlich (die jeweiligen zu behandelnden Texte werden in Photokopien ausgeteilt und mit Übersetzung versehen). Allgemeine Kenntnisse der griechischen und römischen Religion, Geschichte und Kultur sind aber vorausgesetzt.

Literatur
Textsammlungen
Preisendanz K., Papyri Graecae Magicae. Die Griechischen Zauberpapyri, zweite, verbesserte Auflage mit Ergänzungen von K. Preisendanz. Durchgesehen und herausgegeben von A. Henrichs, 2 Bde., Stuttgart 1973/74 (1. Aufl. Leipzig-Berlin1928/31).
Betz H.-D., The Greek Magical Papyri in Translation, Including the Demotic Spells, Chicago-London 1985 (korrigierter Nachdruck1992).
Gager J., Curse Tablets and Binding Spells from the Ancient World, New York-Oxford 1992.

Allgemeine Abhandlungen
Graf F., Gottesnähe und Schadenzauber. Die Magie in der griechisch-römischen Antike, München 1996.
Dickie M. W., Magic and Magicians in the Greco-Roman World, London-New York 2001.