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Seminar für Griechische und Lateinische Philologie

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Seneca, De vita beata (2124)

Ulrich Eigler (ulrich.eigler@sglp.uzh.ch)
Di 14:00 – 15:45
RAG-104

Information für BA- und MA-Studierende: Das literarische Proseminar kann im BA als Basismodul Ia (Pflicht) und als Basismodul III.Lit (Wahlpflicht) besucht werden. Der Leistungsnachweis wird durch RE „Referat“ und SA „Schriftliche Arbeit“ erbracht und durch das erfolgreiche Bestehen werden 6 Kreditpunkte erworben. Die Arbeit kann während des Folgesemesters geschrieben werden.

Seneca beginnt sein wohl nach 52 n. Chr. verfasstes Werk de vita beata als Nr. 7 unter den dialogi genannten Schriften geführt) mit einer Anrede seines Bruders: Vivere, Gallio frater, omnes beate volunt und benennt damit ein zentrales Problem der antiken Philosophie: die Frage nach dem Glück des Menschen. Als Stoiker ist für Seneca die Grundvoraussetzung für ein gelingendes Leben eine sana mens. Äussere Güter spielen dabei eine geringe Rolle. Seneca verarbeitet dabei die philosophische Tradition seit Sokrates. Diese Themen behandelt Seneca im ersten Teil der Schrift, und sie sollen im Proseminar auch in wesentlichen Grundzügen erarbeitet werden.

Seneca verfasste de vita beata aber nicht nur in der akademischen Absicht, ein philosophisches Problem zu erörtern sondern auch als Rechtfertigungsschrift, wie der zweite Teil zeigt. Es wurde ihm nämlich vorgeworfen, immer über Glück und die philosophisch richtige Lebensführung zu schreiben, dabei aber offenbar zu vergessen, dass er unglaublich reich sei. Der Luxus derartiger Sonntagsreden wurde ihm immer wieder kritisch vorgehalten. Seneca muss sich also auch mit den Problemen seiner eigenen Lebensführung wie auch der der römischen Oberschicht im frühen Prinzipat auseinandersetzen, was den philosophischen Erörterungen eine erhebliche lebenspraktische Tiefe verleiht und uns auch historische Aspekte des ersten Jahrhunderts verstehen hilft. Diese sollen im Proseminar auch aufgegriffen werden, um die Zeit der Kaiser Claudius und Nero zu charakterisieren.

Eine weiteres Thema wird der Vergleich mit der ausgehenden Republik sein, in der ja auch von einer verunsicherten Elite vielfach die Frage nach dem glücklichen Leben gestellt wurde. Dort ist es Cicero, der Antworten zu geben versucht, die sich aber, wie wir sehen werden, deutlich von denen des kaiserzeitlichen Philosophen unterscheidet.

Zur Vorbereitung der ersten Lektion:
Bitte versorgen Sie sich vor dem Beginn der Veranstaltung mit folgender Textausgabe:
Reynolds, L. D., Dialogi, Oxford 1977 (befindet sich im Apparat im Vorraum der Bibliothek)
Lesen Sie daraus bitte zur Vorbereitung der ersten Sitzung die Paragraphen I 1-5 (§ 5 endet: ...in quo secundum plures datur). Ein Arbeitsblatt für die erste Sitzung kann über die homepage unter der Lehrveranstaltungsangabe herunter geladen werden. Dort befinden sich weitere Hinweise.
Als Übersetzung ist empfohlen: Seneca, De vita beata. Vom glücklichen Leben / lat.-dt., übers. und hrsg. von Fritz-Heiner Mutschler, Stuttgart 1990. Bitte nehmen Sie in die Lehrveranstaltung aber nie (!!) die Übersetzung mit, sondern immer die empfohlene Ausgabe (und sei es nur in Kopie).

Zur Einführung in die Epoche:
M. Fuhrmann, Seneca und der Kaiser Nero. Eine Biographie, Berlin 1997 (sehr gut lesbar und zur Anschaffung empfohlen)

Weitere wichtige Werke und Aufsätze, die sich im Apparat befinden:
Kuen, G., Die Philosophie als „dux vitae“. Die Verknüpfung von Gehalt, Intention und Darstellungsweise im philosophischen Werk Senecas am Beispiel des Dialogs „De vita beata“ – Einleitung, Wortkommentar und systematische Darstellung, Heidelberg 1994
Dahlmann, H., Bemerkungen zu Seneca, De vita beata, Wiesbaden 1972
Maurach, G., Seneca. Leben und Werk, 2. durchges. und erw. Auflage, Darmstadt 1996, 117-122
Mutschler, F.-H., Seneca's De vita beata, in: Journal of Ancient Civilisation 5 (1990), 187-206