Navigation auf uzh.ch

Suche

Seminar für Griechische und Lateinische Philologie

Veranstaltungen HS 2009

Alle Veranstaltungen HS 2009
Archiv

Lukrez, De rerum natura (1999)

Ulrich Eigler (ulrich.eigler@sglp.uzh.ch)
Mo 16:15 – 18:00 (Beginn: 21.9.)
RAG-105

Information für BA- und MA-Studierende: Literarische Seminarien können im BA als Aufbaumodul IIa (Pflicht), als Aufbaumodul III.Lit (Wahlpflicht), als Aufbaumodul IV.Lit (Wahlpflicht), als Aufbaumodul III (Pflicht), im MA als Vertiefungsmodul I (Pflicht), als Vertiefungsmodul V.Lit, als Vertiefungsmodul Ib.90, als Vertiefungsmodul Ib.75 und in beiden Stufen als Wahlmodul (buchen Sie hierfür ein unbenotetes Modul) besucht werden. Der Leistungsnachweis wird durch RE "Referat" und meist zusätzlich durch SA "Schriftliche Arbeit" erbracht und durch das erfolgreiche Bestehen werden je nach Art des Moduls 3, 6 oder 9 Kreditpunkte erworben. Die Arbeit kann während des Folgesemesters geschrieben werden.

Lucreti poemata, ut scribis, ita sunt, multis luminibus ingeni, multae tamen artis, Mit diesen Worten charakterisiert Cicero kurz nach dem Tod des Dichters 54 v. Chr. in einem Brief an den Bruder Quintus (ad Q. fr. 2, 10, 3 bzw. Nr 14 in der Ausgabe von Shakelton-Bailey) das Werk des Lukrez, das ihm bekannt war und das er wohl nach dem Tod des Dichters herausgegeben d.h. verbreitet hat, obwohl dessen epikuräischer Inhalt ihm überhaupt nicht gefallen haben dürfte. Er spürte aber die lumina ingeni et artis, das Aufblitzen eines genialen Geistes wie auch die Revolution der lateinischen Dichtung durch Lukrez. Er schrieb denn auch als unmittelbare Antwort auf die sechs Bücher De rerum natura sein ebenfalls sechs Bücher zählendes Werk De re publica. Damit markiert er den Beginn seines Bemühens um eine eigene lateinische philosophische Literatur in Prosa, er fasst auch erstmals seine staatstheoretischen Überlegungen als Alternative zu den von Lukrez präsentierten Überlegungen zusammen. Auch Vergil verfasste mit seinen Georgica ein Lehrgedicht, das ein römisches Gegenkonzept zu dem von Lukrez entworfenen präsentierte. Vergil verband die Gedanken Ciceros mit den poetischen Neuerungen des Lukrez.

Gerade in unserer Zeit hat man wieder viel Verständnis für die epikuräische Lehre und mag gerne Epikur (341-270 v. Chr.) zustimmen, der an seinen Freund Menoikeus in einem Lehrbrief schreibt (Epik. epist. 122):
"Darum soll der Jüngling und der Greis philosophieren, der eine damit er im Alter noch jung bleibe an Gütern durch die Freude am Vergangenen, der andere, damit er gleichzeitig jung und alt sei durch die Furchtlosigkeit vor dem Künftigen."

Lukrez' Werk bzw. die darin enthaltenen Lehren Epikurs schlugen in Rom im krisengeschüttelten ersten vorchristlichen Jahrhundert wie eine Bombe ein. Zahlreiche Mitglieder der Oberschicht hatten sich der hellenistischen Lehre zugewandt, da die Verbindlichkeit und Sinnstiftung der eigenen ererbten Ordnung zu schwinden schien. Lukrez entsprach diesem Bedürfnis durch ein sechs Bücher umfassendes Lehrgedicht, das die Lehren Epikurs erstmals umfassend in lateinischer Sprache präsentierte.

Lukrez behandelt v.a. die auf einer Weiterentwicklung der demokriteischen Atomlehre beruhende epikuräische Physik, aber auch die Ethik d.h. Auseinandersetzungen mit den Fragen Staat, Mensch, Götter und Religion. Alle Antworten des hellenistischen Philosophen besitzen auch heute noch eine faszinierende Aktualität und die schlichte aber originelle Umsetzung durch den lateinischen Dichter bietet ein grosses Lesevergnügen.

Das Werk ermöglicht auch uns, Bekanntschaft mit Epikurs Philosophie aber überhaupt mit den philosophischen Debatten des Hellenismus und ihrer Wirkung in Rom zu schliessen. Zugleich wollen wir uns intensiv mit der Entwicklung der lateinischen Dichtersprache befassen, für die Lukrez einen wichtigen Beitrag lieferte.

Für die Vorbereitung empfohlen:
Textausgabe: C. Bailey, Lucreti De rerum natura libri, Oxford 19598 (OCT)
Kommentare: C. Bailey, Oxford 1947 (Gesamtkommentar), weitere Kommentare befinden sich im Apparat.
Bitte informieren Sie sich über die hellenistische Philosophie und lesen Sie dazu M. Hossenfelder, Die Philosophie der Antike 3., Stoa, Epikureismus und Skepsis, München 19952.

Materialien für die ersten beiden Sitzungen:
Handout 1. Sitzung
Handout 2. Sitzung