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Seminar für Griechische und Lateinische Philologie

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Der Untergang von Pompeji in der europäischen Literatur (1376)

Ulrich Eigler, Barbara Naumann (ulrich.eigler@sglp.uzh.ch)
Mo 14:00 – 15:45 (Beginn: 21.9.)
SOC-1-101

Information für BA- und MA-Studierende: Kolloquien können im BA als Vertiefungsmodul II.Lit (Wahlpflicht), als Vertiefungsmodul IV.Lit (Wahlpflicht), im MA als Vertiefungsmodul II.Lit (Pflicht) und in beiden Stufen als Wahlmodul besucht werden. Der Leistungsnachweis wird durch MA "Mitarbeit" erbracht und durch das erfolgreiche Bestehen werden 4 Kreditpunkte erworben.

Der Vesuvausbruch vom 24.-26. August 79 n.Chr. führte zur Verschüttung der Städte Pompeji und Herculaneum. Erst 1709 entdeckte man bei Brunnengrabungen Reste von Herculaneum, was einen Boom von archäologischen Aktivitäten und schliesslich eine völlig neue Begeisterung für die Altertümer der Antike auslöste. Man legte im Laufe des 18. und 19. Jahrhunderts die beiden verschütteten Städte in grossen Teilen frei.

Die Funde beflügelten die Imagination nicht nur im touristischen Sinne. Es entstand eine im wahrsten Sinne des Wortes europäische Pompejiliteratur und -malerei. Diese soll im Seminar untersucht werden, vor allem im Hinblick auf die Wendungen des Verhältnisses von Imagination und Historie, auf das Genre der Reiseliteratur und auf das "Pittoreske".

Das Thema Pompeji eignet sich hervorragend zu interdisziplinärer Arbeit und zur Behandlung der Frage, in welcher Weise Antike überhaupt in unserer Kultur präsent gehalten wird. Natürlich genügt es nicht, dass kurz nach 100 der jüngere Plinius zwei Briefe zu seinen Erlebnissen bei dem Ausbruch des Vesuvs verfasst hat, um die Erinnerung an das Geschehen wach und bedeutsam zu halten. Da hätte man einfach Plinius mitsamt dem Vesuv vergessen. Sowohl Vesuv und Pompeji als auch Plinius stehen jedoch innerhalb einer Tradition, die durch Literatur, Malerei und später auch Filme etc. gebildet ist und die einen erheblichen Schub dadurch erfahren hat, dass man im 18. Jh. tatsächlich auch die vom Vesuvausbruch des Jahres 79 verschütteten Städte fand.

Dies löste eine Antike-Begeisterung besonderer Qualität aus und stimulierte nicht nur die Entstehung der modernen Archäologie als wissenschaftlicher Disziplin, sondern befestigte auch die Grundlagen der Klassischen Philologie als moderner Textwissenschaft. Wenn wir also Pompeji betrachten, so betrachten wir damit entscheidende Wurzeln unseres Faches.

Neben den antiken Text-Zeugnissen werden die Rezeption des Pompeji-Themas und des Plinius in der deutschen Literatur des 19. und 20. Jh.s intensiv behandelt werden.

Literatur: Christiane Zintzen, Von Pompeji nach Troja. Archäologie, Literatur und Oeffentlichkeit im 19. Jh., Wien 1998. - Thorsten Fitzon: Reisen in das befremdliche Pompeji. Berlin 2004. - Die beiden berühmten Vesuvbriefe des jüngeren Plinius (epistulae 6, 16; 6, 20) kann man auf Deutsch lesen z.B. in: Helmut Kasten (Hrsg.): Plinius: Briefe. Lateinisch-Deutsch. 7. Aufl., Zürich u.a. 1995. - Zur Vorbereitung ebenfalls empfohlen: Die entsprechenden Passagen aus den italienischen Reisen von Goethe ("Italienische Reise"), Seume ("Spaziergang nach Syrakus") und K. Ph. Moritz ("Reisen eines Deutschen in Italien...").

Für eine erste, lockere und vergnügliche Information:
Pompeji und Herculaneum. Ein Reisebegleiter. (Hrsg. v. D. Richter). Insel Taschenbuch, Frankfurt 2005