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Seminar für Griechische und Lateinische Philologie

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Griechische Stilübungen II (2261)

Frank Gerber (frank.gerber@swissonline.ch)
Mo 13:00 – 13:45
RAG 104

Information für BA- und MA-Studierende: Die griechischen Stilübungen können im BA als Sprachkompetenz IIa (Wahlpflicht) und auf beiden Stufen (BA und MA) als Wahlmodul besucht werden. Der Leistungsnachweis wird durch SU „Schriftliche Übung“ erbracht und durch das erfolgreiche Bestehen werden 2 Kreditpunkte erworben.

Thema im FS 2013: Exemplarische Erzählungen und Anekdoten aus Claudius Aelianus' Varia Historia.
Aelians Werk liefert als weitgehend epitomisiertes Werk ein interessantes Übungsobjekt, um die Produktion imitierter klassischer attischer Prosa im 3. Jh. n. Chr. zu studieren. Nebenbei kann man hier ein charmantes Beispiel der sog. Poikilographie ('Buntschriftstellerei') kennenlernen. Wir werden auf jeden Fall die vollständig ausgearbeiteten Partien II 44, III 1, IX 16, XII 1, XIII 1 lesen und analysieren, darunter die reizenden Geschichten von Aspasia, der Geliebten des Kyros, und Atalante. Besonderes Gewicht soll die Kritik des klassizistischen Stiles haben, u. a. unter konsequenter Ausnutzung von Wilhelm Schmid, Der Atticismus in seinen Hauptvertretern, Bd. III: Älian (Stuttgart 1893)
Falls man sich eine Textausgabe anschaffen will, bietet sich die exzellente Loeb-Ausgabe von Nigel Wilson an (Aelian. Historical Miscellany. LCL 486, London & Cambridge Mass. 1997), auch deshalb, weil die massgebende textkritische Ausgabe von M.R. Dilts in der Bibliotheca Teubneriana von 1974 momentan nicht lieferbar ist.

Die Stilübungen I betonen die Übersetzung ins Griechische und die Vertiefung ausgewählter Grammatikkapitel; die Stilübungen II bieten Gelegenheit, so etwas wie eine Beispielsammlung für eine (noch zu schreibende) Stilgeschichte griechischer Kunstprosa anhand ausgewählter Beispiele und stilistisch akzentuierter Interpretation kennenzulernen.
Ziel: Durch eingehende exemplarische grammatisch-stilistische Analysen von repräsentativen Texten aus der Geschichte der gesamten griechischen Kunstprosa (wobei die literarischen Prosagattungen alle abgedeckt werden sollen) lernen die Studenten eine Stilgeschichte der Kunstprosa in nuce kennen.
Die Vorteile sind:
1. Man gewinnt einen Eindruck von der historischen Bedingtheit der sprachlichen Gestalt griechischer Texte.
2. Man lernt viele Autoren und Textsorten kennen, auf die man sonst im Studium nicht unbedingt gestossen wäre.
3. Man erlebt, daß die 'Figuren und Tropen' nicht nur äußerlicher Zierrat, sondern echte Instrumente künstlerischer Gestaltung sind (oder jedenfalls sein können).
4. Durch bessere Einsicht in die Stilistik der Texte lassen sich auch Qualitätsurteile besser begründen.
Vorgehen: Jede Woche bereiten die Studierenden vorab einen griechischen Originaltext zur Übersetzung und grammatisch-stilistischen Analyse vor, der dann in der Sitzung behandelt wird. Die erste Sitzung wird eine kurze Einführung, Vorstellung des Programms und eine exemplarische Analyse eines Textes umfassen, die als Muster für das weitere Vorgehen dienen kann. Mein Vorgehen ist inspiriert von den Interpretationen M. von Albrechts in seinen 'Meistern römischer Prosa' (vgl. Literaturangaben).
Zeitaufwand/Studiengestaltung: Diese Übung soll vor allem den Appetit auf die Lektüre anregen, Neugier wecken, Spaß an der meisterlichen Gestaltung der griechischen Kunstprosa wecken. Daher gibt es so etwas wie eine vorgesehene Besuchsdauer nicht. Jedes Semester wird es neue Textbeispiele und/oder Schwerpunkte geben; wer Spaß daran gewinnt, kann also gern mehrere Semester teilnehmen. In jedem Semester wird versucht, die chronologische Reihenfolge einzuhalten, aber es können sich - je nach Ideen und vorhandenen Interessen - durchaus überproportionale Schwerpunkte ergeben. Ich bin für Wünsche und Anregungen jederzeit offen.
Die Übung wird jedes Semester angeboten. Eine Kopplung mit den Stilübungen I ist natürlich sinnvoll, aber überhaupt nicht zwingend. Dementsprechend ist der griechische Sprachschein hier auch nicht zwingend vorausgesetzt; eine gewisse Lektüreerfahrung wäre hingegen wünschenswert.
Die Stilübungen II erfordern deutlich weniger Zeitaufwand als die Stilübungen I, dennoch muss mindestens eine Stunde für die Vorbereitung eingeplant werden.
Literatur (empfohlen):
Manfred Landfester, Einführung in die Stilistik der griechischen und lateinischen Literatursprachen, Darmstadt 1997
Michael von Albrecht, Meister römischer Prosa. Von Cato bis Apuleius. Interpretationen. 3., ergänzte Aufl., (= Neuausgabe im Taschenbuch mit wichtigen Nachträgen) Tübingen-Basel 1995 (UTB 1844)
Die griechische Literatur in Text und Darstellung, fünf Bände, hrsg. v. H. Görgemanns, Reclam, Stuttgart RUB