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Seminar für Griechische und Lateinische Philologie

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Athenischer Alltag vor Gericht (66)

Gunther Martin, Victor Walser (gunther.martin@sglp.uzh.ch, victor.walser@hist.uzh.ch )
Mi 16:15 – 18:00
RAG 105

Information für BA- und MA-Studierende: Literarische Seminare setzen im BA die Akzessprüfung voraus. Je nach Studienprogramm werden unterschiedliche Seminare verlangt (s. Wegleitung/Studienordnung). Der Leistungsnachweis wird durch MA „Mitarbeit“, RE „Referat“ und meist zusätzlich durch SA „Schriftliche Arbeit“ erbracht und durch das erfolgreiche Bestehen werden je nach Modul 3, 6, 9 oder 12 (nur Lehrdiplom) Kreditpunkte erworben.

Beim Namen Demosthenes denkt man zunächst an die berühmten Philippiken oder die Kranzrede. Wenn ein Athener im 4. Jh. v.Chr. einen anderen vor Gericht brachte und sich dafür ein Plädoyer von einem professionellen Redenschreiber wie Demosthenes abfassen liess, ging es aber meist um alltägliche Konflikte, etwa Erbstreitigkeiten, Konflikte zwischen Eheleuten oder betrügerische Geschäftsbeziehungen. Und solche Reden, die mitten in das Alltagsleben im klassischen Athen führen und es als Quellen in einmaliger Weise beleuchten, sind es, die den Grossteil des demosthenischen Corpus ausmachen. Dabei stellen sie die Eloquenz des Demosthenes nicht weniger unter Beweis als diejenigen mit politischem Inhalt. Denn Demosthenes zeichnet keine möglichst verständlichen und wahrheitsgetreuen Bilder des Alltags, sondern präsentiert vielmehr eine subjektive Sicht des Sachverhalts und der Rechtslage und versucht mit allen zur Verfügung stehenden rhetorischen Mitteln, die Richter von „seiner“ Wahrheit (bzw. der seines Klienten) zu überzeugen. Die Reden erschliessen sich dem modernen Leser deshalb erst dann vollumfänglich, wenn sowohl der historische Hintergrund in seinen verschiedenen Facetten als auch die Rhetorik in der Präsentation aufgeklärt wird. Das Seminar ist eine gemeinsame Veranstaltung mit dem Historischen Seminar. Im Zentrum der Veranstaltung steht die Diskussion und Analyse ausgewählter Reden. Auf der philologischen Seite steht dabei die Analyse der Rhetorik – stilistisch wie strategisch – im Vordergrund.
Zur Einführung empfohlen wird D.M. MacDowell, Demosthenes the Orator, Oxford 2009. Neuere Biographien (z.B. I. Worthington, Demosthenes of Athens and the fall of classical Greece, Oxford 2013; W. Will, Demosthenes, Darmstadt 2013) fassen v.a. den Politiker ins Auge. Zur Einleitung ins Prozesswesen und ausgewählte historische Aspekte eignet sich C. Carey & R.A. Reid, Demosthenes. Selected private speeches, Cambridge 1985. Gute Übersetzungen liegen jetzt in einer von M. Gagarin herausgegebenen Reihe vor (Austin TX, 2003–2011).
Die beste Einleitung in die antike Rhetorik stammt von M. Fuhrmann (Die antike Rhetorik, 6. Auflage, Mannheim 2011).
Für die philologische Arbeit am Text dient die Ausgabe von Dilts (OCT) als Grundlage. Kopiervorlagen werden per OLAT zur Verfügung gestellt.