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Seminar für Griechische und Lateinische Philologie

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Spezialkurs: Ekdotik und Textkritik (2322)

Philipp Roelli (philipp.roelli@sglp.uzh.ch)
Mi 14:00 – 15:45
RAG 104

Information für BA- und MA-Studierende: Der Leistungsnachweis wird durch PR „Prüfung“ erbracht und durch das erfolgreiche Bestehen werden 4 Kreditpunkte erworben. In der lateinischen Philologie kann der Spezialkurs als „Kolloquium“ angerechnet werden.

Ziel der Ekdotik ist eine Textausgabe eines möglichst ursprünglichen Textzustandes anhand erhaltener Abschriften zu erstellen. Nach einem kurzen geschichtlichen Überblick über die Editionstechnik vergangener Zeiten (von den Alexandrinern bis Karl Lachmann und Paul Maas), werden wir uns den aktuellen Arbeitsmethoden der Ekdotik zuwenden und dabei auch einen Blick auf moderne informatische Hilfsmittel und deren Grenzen werfen. Es werden auch unterschiedliche heute verwendete Ansätze des Edierens zur Sprache kommen. In jedem Fall muss der Editor zunächst möglichst alle erhaltenen Zeugen des zu edierenden Textes ausfindig machen, dann deren Abstammungsverhältnisse klären und zu einem Stammbaum (Stemma codicum) ordnen. Dann erst kann man entscheiden welchen Textzustand man edieren soll oder will. Das Rekonstruieren des Stammbaumes ist ein Vorgang der teilweise mechanisch ist, aber teilweise auch das kritische Denken des Editors fordert. Danach geht es darum, wie man das Resultat in einer kritischen Edition präsentiert: verschiedene Arten von sogenannten ‚Apparaten’ können verwendet werden.
Zum praktischen Teil gehört zunächst das Lesen historischer Quellentexte zum Thema, als praktische Übung edieren wir dann gemeinsam ein Kapitel aus einem bisher unedierten Text. Der Liber Aurelii de acutis passionibus, der momentan an unserem Seminar ediert wird, stammt von einem Arzt, der wohl etwa im 7. Jh. schrieb. Die Überlieferung ist ausgesprochen kompliziert, es gibt eine schlecht überlieferte Vorlage, die auf einem verlorenen griechischen Text basiert und mehrere lateinische Überarbeitungen des Textes. Grundkenntnisse der Paläographie werden vorausgesetzt.