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Seminar für Griechische und Lateinische Philologie

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Seher und Seherkunst in der griechisch-römischen Antike (2366)

Laura Gemelli (laura.gemelli@sglp.uzh.ch)
Mi 10:15 – 12:00
KOL-G-220

Information für BA- und MA-Studierende: Diese literarische Vorlesung kann zu 2 Kreditpunkten oder zu 4 Kreditpunkten (als „Kolloquium“) gebucht werden. Der Leistungsnachweis für 2 Kredit-punkte wird (neu!) durch PR „Prüfung“ erbracht und durch das erfolgreiche Bestehen werden 2 Kreditpunkte erworben. Für 4 Kreditpunkte wird mit dem/der Dozierenden eine Zusatzleistung vereinbart.

Mantik war in der Antike kein bloßes Mittel zur Bewältigung der Zukunft. Sie wurde vielmehr gedacht, um das Leben der Individuen und der Städte mit dem Willen der Götter in Einklang zu bringen. So konnte die korrekte Interpretation der von den Göttern gesandten Zeichen das Ergebnis einer Handlung bestimmen. Probleme lösen und große Veränderungen im Leben der Menschen bewirken. Seit der frühesten Zeit (die ersten Zeugnisse gehen auf die mesopotamischen Hochkulturen zurück) waren verschiedene Divinationstechniken bekannt, welche die komplexe Beziehung zwischen Menschen und Göttern zu regeln ermöglichten. Vogel- und Eingeweideschau und Himmelsbeobachtung sind nur die berühmtesten von ihnen. Sie wurden von Spezialisten betrieben, welche die Kunst innerhalb der Familie oder der Gilden vermittelten.
Von der Divination durch Zeichen (technischer Mantik) unterscheidet sich aber die spontane, durch die Götter direkt inspirierte Divination (natürliche Mantik). Dabei dienen Männer und Frauen mit besonderer seelischer Verfassung als Kanäle zur Vermittlung des Willens der Götter. Diese Art der Mantik ist schon in Mesopotamien belegt und wird bis zur Spätantike in den panhellenischen und in den lokalen Orakelstätten bzw. von einzelnen Sehern betrieben. Ein besonderer Fall stellen die Totenorakel dar, welche die Totenbeschwörung voraussetzen.
In der Vorlesung werden anhand literarischer, ikonographischer, epigraphischer Quellen und mit besonderer Berücksichtigung der jeweiligen religiösen, geographischen und sozio-kulturellen Kontexte die verschiedenen Arten der Divination in der griechisch-römischen Welt dargelegt. Der Vergleich mit entsprechenden Erscheinungen in anderen antiken und modernen Kulturen wird zur Verdeutlichung besonderer Aspekte dieses Phänomens beitragen.
Kenntnisse der griechisch-römischen Religion, Geschichte, Literatur, Philosophie und Kultur überhaupt sind vorausgesetzt. Kenntnisse in Griechisch und Latein sind sehr erwünscht, die jeweiligen zu behandelnden Texte werden aber mit Übersetzung versehen.

Einführende Literatur
Bouché-Leclerque, A., Histoire de la Divination dans l'antiquité, 4 Bde 1879-1882 (Nachdruck in einem einzigen Band, Grenoble 2003)
Thesaurus cultus et rituum antiquorum, Bd. III/ 6a: Divination, Los Angeles 2005.
Flower, M.A., The Seer in Ancient Greece, Berkeley 2008.