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Seminar für Griechische und Lateinische Philologie

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Griechische Kursorische Lektüre: Xenophon, Kyrupädie (379)

Urs Müller (urs.mueller@sglp.uzh.ch)
Mi 16:15 – 18:00
RAG 104

Information für BA- und MA-Studierende: Der Leistungsnachweis wird durch MA „Mitarbeit“ erbracht und durch das erfolgreiche Bestehen werden 2 Kreditpunkte erworben.

Nur ein wahrhaftig grosser Mann - so schreibt Cicero an seinen Bruder Quintus – der von Natur aus massvoll sei, gebildet und in den edelsten Disziplinen unterwiesen, vermöge es, seine Macht so zu behaupten, dass seine Untergebenen auf keine andere Weise regiert werden möchten. Solch einen idealen Herrscher beschreibe Xenophon, in seiner Jugend Schüler des Sokrates und Zeitgenosse Platons, in seiner acht Bücher umfassenden Kyrupädie (die Erziehung des Kyros). Allerdings - so fährt Cicero fort - sei Xenophon nicht daran gelegen gewesen, historische Fakten rund um den König des persischen Großreiches aus dem 6. vorchristlichen Jahrhundert zu vermitteln, sondern vielmehr, ihn zu einem exemplum imperi zu stilisieren.

Und tatsächlich entzieht sich die umfangreichste Schrift Xenophons, der eher für seine historiographischen Werke wie die autobiographische Anabasis oder die Hellenika bekannt ist, einer Genrezuweisung: Die geschichtlichen Ereignisse und Personen rund um Kyros dienen lediglich als lockerer narrativer Hintergrund, auf dem Xenophon einen moralisch integren und militärisch sowie staatsmännisch tadellosen Herrscher zeichnet. Weit davon entfernt, Geschichtsschreibung zu sein, ist die Kyrupädie daher eher der Politeia-Literatur zuzuordnen. Wegen der Einlage zahlreicher Novellen gilt sie zudem als Vorläufer des antiken Romans. Nicht zuletzt vermag auch Xenophons klare, einfache Sprache, die schon von Cicero und Caesar geschätzt wurde, zu begeistern.

Ziel des Kurses ist es, längere Passagen dieses faszinierenden Textes im Original zu lesen und dabei eine gewisse Routine beim Übersetzen altgriechischer Texte zu gewinnen. Insofern eignet sich der Kurs besonders für Studierende, die sich auf die literarische Akzess-Prüfung im Bachelor (Lektürekompetenz Selbststudium) vorbereiten. Alle anderen Interessierten sind jedoch ebenso willkommen. Im Zentrum jeder Sitzung steht die Lektüre einer im voraus vorbereiteten Passage, bei der grammatikalische sowie übersetzungstechnische Fragen besprochen werden sollen. Fragen der Interpretation sollen, sofern die Zeit es zulässt, ebenfalls zur Diskussion gestellt werden.

Bitte bereiten sie auf die erste Sitzung (22.02.) das Proömium der Kyrupädie vor (Xen. Cyr. 1,1,1-6), davon die Abschnitte Xen. Cyr. 1,1,3-6 auf Griechisch.

Wir arbeiten mit der folgenden Textausgabe:
Willhelm Gemoll (ed.), Xenophontis Institutio Cyri. Leipzig 1968 [2. Aufl., zuerst 1912]. Eine Kopiervorlage wird im Semesterapparat bereitgestellt.

Als fakultative Einführung in das Gesamtwerk Xenophons werden empfohlen:
Rainer Nickel, Xenophon. Darmstadt 1979.
Christian Mueller-Goldingen. Xenophon. Philosophie und Geschichte. Darmstadt 2007.

Als Einführung in die Kyrupädie ist der entsprechende Abschnitt des RE-Eintrages Xenophon empfohlen:
Hans-Rudolf Breitenbach, Xenophon. Abschnitt B1 Kyrupädie. In: RE IX A,2, 1707-1742.