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Seminar für Griechische und Lateinische Philologie

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Paideia: Erziehungsmodelle im alten Griechenland (2337)

Laura Gemelli (laura.gemelli@sglp.uzh.ch)
Mi 10:15 – 12:00
KOL-G-220

Information für BA- und MA-Studierende: Diese literarische Vorlesung kann zu 2 Kreditpunkten oder zu 4 Kreditpunkten (als „Kolloquium“) gebucht werden. Der Leistungsnachweis für 2 Kreditpunkte wird durch PR „Prüfung“ erbracht. Für 4 Kreditpunkte wird ausserdem mit dem/der Dozierenden eine Zusatzleistung vereinbart.

Paideia, die Erziehung und Bildung, die ein Mensch in seinen Kinder- und Jugendjahren erhält, ist ein zentraler Begriff in der griechischen Antike. Er rückt vor allem im späten 5. und im 4. Jh.v.Chr. bei den Sophisten, Sokrates, Platon und Isokrates in den Vordergrund, hat aber von Anfang an eine grosse Bedeutung bei aristokratischen Eliten, Spezialisten, Handwerkern, esoterischen Gruppen gehabt. Jede bedeutende Familie setzte sich als Ziel, ihrem Nachwuchs nicht nur ihre eigenen Werte und Traditionen sowie diejenigen ihrer jeweiligen Heimat zu vermitteln, sondern ihn auch so zu bilden, dass er sich in seiner Stadt auszeichnete und seiner Familie Ehre brachte. Spezialisten, wie z.B. Seher, Ärzte und Handwerker, vermittelten ihrerseits ihren Söhnen und allfälligen Lehrlingen ihre beruflichen Kenntnisse. Bei esoterischen Gruppen wie z. B. den Pythagoreern wurde vor allem die innere Entwicklung des Schülers berücksichtigt. Auch den Frauen, vor allem denen der höheren Klassen, aber auch den zukünftigen Hetären, wurde an verschiedenen Orten und in verschiedenen Formen eine geeignete Bildung erteilt. Frauen erhalten schon bei den Pythagoreern eine Bildung, sind in einigen hellenistischen Philosophenschulen anwesend und werden von der hellenistischen Zeit an in den antiken Quellen und Inschriften als Berufsleute erwähnt. So sind von Anfang an der Ort, die Gruppen oder die Individuen, bei denen die jungen Leute ihre Bildung erhielten, je nach Stadt, sozialem Status, Geschlecht, Familienberuf verschieden. Die ‘griechische Bildung’ lässt sich also nicht als ein einheitliches Phänomen auffassen, in dem eine ‘logische’ Entwicklungslinie von der archaischen bis zur späteren Kaiserzeit erkennbar ist, sondern vielmehr als eine Mannigfaltigkeit von ‘Modellen’, die an bestimmten Orten und in bestimmten kulturellen Kontexten bzw. Zeiten intensiver miteinander interagierten, in anderen aber lockere Beziehungen aufwiesen.
In der Vorlesung wird versucht, einen Überblick über dieses komplexe Phänomen zu geben und jedes Modell mit seinen entsprechenden Varianten vor dem Hintergrund seines historischen und kulturellen Kontextes zu erklären.
Kenntnisse der griechischen Geschichte, Literatur, Philosophie und Kultur überhaupt sind vorausgesetzt. Kenntnisse in Griechisch und Latein sind sehr erwünscht, die jeweiligen zu behandelnden Texte werden aber mit Übersetzung versehen und in Photokopien ausgeteilt.