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Seminar für Griechische und Lateinische Philologie

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Mania. Wahnsinn in der antiken Welt (1421)

Laura Gemelli (laura.gemelli@sglp.uzh.ch)
Mi 10:15 – 12:00
KO2-D-54

Information für BA- und MA-Studierende: Literarische Vorlesungen können im BA als Basismodul Ib (Pflicht), als Aufbaumodul IIb (Pflicht), im MA als Vertiefungsmodul II.Lit (Pflicht), als Vertiefungsmodul IV.Lit (Wahlpflicht) und in beiden Stufen als Wahlmodul besucht werden. Der Leistungsnachweis wird durch MA "Mitarbeit" erbracht (Anwesenheitskontrolle) und durch das erfolgreiche Bestehen werden 2 Kreditpunkte erworben. Ausserdem kann die Veranstaltung im BA als Vertiefungsmodul II.Lit (Wahlpflicht), als Vertiefungsmodul IV.Lit (Wahlpflicht) und im MA als Vertiefungsmodul II.Lit (Pflicht) besucht werden. Der Leistungsnachweis wird durch erhöhte MA "Mitarbeit" erbracht und durch das erfolgreiche Bestehen werden 4 Kreditpunkte erworben.

In der modernen, westlichen Kultur hat Wahnsinn meist eine negative Konnotation, da er als eine Seelenkrankheit empfunden wird, gegen die man sich wehren muss, weil sie eine bedrohliche Störung des "normalen" Lebensrhythmus der gesamten Gesellschaft bewirken kann. Tritt solch abnormes Verhalten auf, folgt meist die Ausgrenzung der Betroffenen aus ihrer sozialen und familiären Umgebung. Anders verhält es sich hingegen in der Antike, in der Wahnsinn nicht nur als Drohung empfunden wird, sondern auch eine positive Konnotation und eine tiefe religiöse Bedeutung hat. Wie einige antike Autoren behaupten, gibt es zwei Arten der Mania: Die eine wird durch die Störung des körperlichen Gleichgewichts verursacht und hat eine negative Wirkung, die andere aber, wie z. B. die gottgesandte, ritualisierte bakchische Raserei, führt zur Reinigung und zur Befreiung des Individuums. Auch die prophetische Mania, durch die die Worte bzw. der Wille der Götter vermittelt werden, gehört zu dieser positiven Art von Wahnsinn. Der Begriff vom Wahnsinn als unabhängiger Krankheit taucht übrigens erst in der späthellenistischen Zeit auf. Bei den hippokratischen Ärzten wird er hingegen nur als Begleitsymptom anderer Krankheiten erwähnt. Diese und andere Aspekte des Themas "Wahnsinn" werden in der Vorlesung anhand von Beispielen aus der Religion, Literatur, Medizin, Philosophie, und Kunst der Antike behandelt und entsprechend kontextualisiert.

Kenntnisse der griechisch-römischen Religion, Geschichte und Kultur überhaupt sind vorausgesetzt. Kenntnisse in Griechisch und Latein sind erwünscht, es werden aber die jeweiligen zu behandelnden Texte in Photokopien ausgeteilt und mit Übersetzung versehen.

Einführende Sekundärliteratur
Flashar H., Melancholie und Melancholiker in den medizinischen Theorien der Antike, Berlin 1966.
Mattes, J., Der Wahnsinn im griechischen Mythos und in der Dichtung bis zum Drama des fünften Jahrhunderts, Heidelberg 1970.
Padel R., Whom Gods Destroy: Elements of Greek and Tragic Madness, Princeton 1995.
Pigeaud, J., Folie et cure de la folie chez les médecins de l'antiquité greco-romaine. La manie, Paris 1987.
Simon, B., Mind and Madness in Ancient Greece: The Classical Roots of Modern Psychiatry, Ithaca/London 1978.
Stok, F., Follia e malattie mentali nella medicina romana, Aufstieg und Niedergang der Römischen Welt II,37,1995, 2282-2409.