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Seminar für Griechische und Lateinische Philologie

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Sappho: Lyrische Dichtung und ihre Wirkungsästhetik (1916)

Manuel Baumbach
Di 16:15 – 18:00
RAG-1-105

Um kaum eine andere Dichterfigur ranken sich mehr Mythen als um Sappho, kein anderes lyrisches Oeuvre der griechischen Antike hat eine breitere Rezeption erlebt als die wenigen überlieferten sapphischen Verse. Als zehnte Muse verehrt, die symbolisch die Leier des Orpheus empfing, und in unterschiedliche Liebesverhältnisse zu Dichtern, Jünglingen und jungen Frauen gesetzt konnte Sappho in antiken und besonders nachantiken Rezeptionen zu einem Inbegriff für erotische Dichtung werden, die gerade wegen des fragmentarischen Charakters ihrer Überlieferung viel Raum für Imagination eröffnet. Zugleich verkörpert Sappho über ihren weiblichen Blick auf eine männlich dominierte Welt ein stark sozialkritisches Potential bzw. konnte lange Zeit als Negativfolie für homosexuelle Liebe aufgerufen werden. Ausgehend von einer kurzen gattungsgeschichtlichen Betrachtung der griechischen Lyrik soll nach den Entstehungsbedingungen (Sitz im Leben) und v.a. nach den textimmanenten Wirkungsstrategien der sapphischen Dichtungen gefragt werden, die in Dialog mit verschiedenen Rezeptionszeugnissen gesetzt werden, um mögliche Wirkungsintentionen und tatsächliche Wirkungen schärfer fassen zu können. Neben der Lektüre des überlieferten sapphischen Oeuvres (einschliesslich des neuen Kölner Sappho-Papyrus) werden wichtige antike und moderne Nachdichtungen vorgestellt und unter Berücksichtigung von modernen rezeptions- und wirkungsästhetischen Ansätzen diskutiert.

Textausgaben:
D.L. Page, Lyrica Graeca selecta, Oxford 1968.
E.-M. Voigt, Sappho et Alcaeus, Amsterdam 1971.