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Vorbesprechung: Donnerstag, 13. Dezember 2007, 17:15,
im Mittellateinischen Seminar, KO2 F 156
(Kursorische Lektüre)
Clara Wille
Di 12:15-13:45
Artus, Merlin und Morgana gehören bis heute zu den berühmtesten Helden
der internationalen Erzählliteratur des Mittelalters.
Wer aber glaubt, dass diese Figuren nur einer Märchenwelt angehören,
täuscht sich. Sie wurden viele Jahrhunderte von weltlichen und
geistlichen Politikern gebraucht, um ihre Ziele zu verwirklichen. Wir
finden sie in mittelalterlichen Texten verschiedener Gattungen und
verschiedener Sprachen, in Prosa oder Vers. Die ältesten Quellen sind
jedoch fast ausschliesslich in lateinischer Sprache geschrieben.
Der wohl wichtigste Text, die Historia Regum Britannie, des Oxforder
Gelehrten Galfredus Monemutensis, aus dem 12. Jh., war schon zu seiner
Zeit ein Bestseller.
Während unserer kursorischen Lektüre werden wir eine Auswahl
lateinischer Texte des Mittelalters aus der Historia Regum Britannie
und der Vita Merlini des Galfredus Monemutensis, aber auch Ausschnitte
aus weniger bekannten Autoren und Werken, lesen und versuchen, dem
Ursprung und der Wirkung der Figuren der arthurischen ‘Ritterromane’
nachzuspüren. Wir werden auch Manuskripte dieser Texte – und von
Kommentaren zu diesen Texten – kennenlernen und besprechen.
Den Teilnehmern wird zu Semesterbeginn ein Dossier mit Texten zur Verfügung gestellt.
(Kursorische Lektüre)
Philipp Roelli
Mi 12:15-13:45
Im lateinischen Mittelalter war zunächst nur ein kleiner Teil des Opus
Aristotelicum bekannt. Im 12. und 13. Jahrhundert änderte sich dies
durch den Kontakt mit der arabischen Welt und führte in der zweiten
Hälfte des 13. Jahrhunderts zur Entstehung des der Häresie bezichtigten
lateinischen Averroismus. Befürchtungen, kirchliche Lehren würden durch
die „heidnischen“ Philosophien des Aristoteles und der Araber
(insbesondere Averroes) in Frage gestellt, führten zwischen 1210 und
1277 wiederholt zu kirchlichen Verurteilungen von „Irrtümern“ der
aristotelischen Lehren. Sie konnten den Siegeszug des Aristotelismus
aber nicht aufhalten.
Im Laufe des 13. Jahrhunderts wurden die Werke des Aristoteles zu Grundlagenschriften an den Universitäten und von den besten Gelehrten der Zeit kommentiert. Wegweisend waren die Kommentare des Dominikaners Albertus Magnus. Schließlich setzte sich das von seinem Schüler Thomas von Aquin abgewandelte und weiterentwickelte aristotelische Lehrsystem (der „Thomismus“) durch, zunächst in seinem Orden und später in der gesamten katholischen Kirche. In Punkten in denen Aristoteles mit dem Christentum unvereinbar schien (so etwa bei der Frage der Unsterblichkeit der Seele), hat Thomas oft Augustinus oder die Neuplatoniker oder sogar Averroes’ Lehren verwendet und weiterentwickelt.
In der Lektüre werden wir zusammen
Texte aus dieser Entwicklung lesen. Angefangen bei den
Aristotelesübersetzern über einen kurzen Ausflug zur islamischen
(Averroes) und jüdischen (Maimonides) Tradition (natürlich in den
zeitgenössischen lateinischen Übersetzungen), um uns dann vor allem der
Dominikanischen Schule und insbesondere Thomas von Aquin zu widmen.
(Kursorische Lektüre)
Darko Senekovic
Do 14:00-15:45
Die kursorische Lektüre soll den Zugang zu vielfältigen Textgattungen
des Mittelalters erleichtern und Studierende der unterschiedlichen
Fächer auf die Arbeit mit in lateinischer Sprache verfassten Quellen
des Mittelalters vorbereiten. Dabei werden die Teilnehmenden auch mit
den wichtigsten Måethoden und Hilfsmitteln der mittellateinischen
Philologie vertraut gemacht. Die Veranstaltung eignet sich als Einstieg
ins Fach Mittellatein, dient aber auch zur Vertiefung der bestehenden
Kenntnisse.
Im Mittelpunkt der Lektüre stehen Gebrauchstexte wie z.B. Urkunden oder
Protokolle, liturgische Texte, Inschriften u.ä. Die Texte entstammen
unterschiedlichsten Anwendungsbereichen der lateinischen Sprache im
Mittelalter und dienen als Quellen in verschiedenen historisch
orientierten Wissenschaften (Geschichte, Kunstgeschichte,
Literaturwissenschaft, Linguistik der älteren Sprachstufen,
Rechtsgeschichte, Wissenschaftsgeschichte).
(Blockseminar an 3 Samstagen)
Peter Stotz
Sa 9:00-12 und 13-16:30
Das Hohelied, eine Gruppe orientalischer Liebeslieder, die den Weg ins
Alte Testament gefunden hatte, hat die Menschen immer wieder
fasziniert. Allerdings unterwarfen die Christen den Text einer
streng-religiösen Allegorese und ließen seinen Wortlaut ungern gelten.
Trotzdem oder gerade deshalb ist das Hohelied, sind seine Vorstellungen
und Bilder in der lateinischen (und übrigens auch in der
volkssprachigen) Dichtung des Mittelalters allerorten gegenwärtig. In
diesem Kompaktseminar geht es vor allem um drei Themenbereiche: 1]
darum, wie die Qualitäten des Hohenliedes als erotische Dichtung im
lateinischen Mittelalter wiedergewonnen und neu angewandt wurden, 2] um
die Nutzung von Passagen des Hohenliedes im Dienste spezifischer, ganz
unterschiedlicher Aussageinteressen, und 3] um die Stellung des
Hohenliedes in der Bibeldichtung und der Versifikation von Bibelexegese.
Sitzungstermine sind folgende drei Samstage: 1. März, 19. April und 24.
Mai, jeweils 09:00-12:00 und 13:00-16:30. Als Grundlage für die
Gespräche an diesen drei Zusammenkünften wird eine Textsammlung
(Reader) ausgegeben. Zur allgemeinen Einstimmung eignet sich der (noch
ungedruckte) Aufsatz: Peter Stotz, Das Hohelied in der lateinischen
Dichtung des Mittelalters: ein Annäherungsversuch, in: Il Cantico dei
cantici nel medioevo … [im Druck], als Photokopie oder pdf-Datei bei
der Assistenz zu beziehen.