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Vorbesprechung: Donnerstag, 10. Dezember 2008, 17:00,
im Mittellateinischen Seminar, KO2 F 156
(Vorlesung mit Lektüre)
Carmen Cardelle de Hartmann
Mi 10–12
In diesem Semester behandeln wir die Literatur des Frühmittelalters. In dieser Zeit schrieben Autoren, welche die Weichen für die weitere Entwicklung des kulturellen und literarischen Lebens im Mittelalter stellten: Isidor und Beda, die das Wissen der Antike systematisierten, Benedikt und Cassiodor, die für eine feste Verankerung der Lektüre im Klosterleben sorgten, Gregor der Große, der Spiritualität und Seelsorge tief prägte. Das sprachliche und stilistische Spektrum geht von der Literatur des westgotischen Spaniens, die einen Ausklang der antiken Tradition darstellt, bis zur vitalen Innovationskraft der Iren und Angelsachsen. In der ersten Stunde der Veranstaltung wird jeweils ein Autor vorgestellt, in der zweiten Stunde lesen und kommentieren wir einen repräsentativen Text. Die Vorlesung wird von einem Tutorium zur Vorbereitung der Texte begleitet.
(Seminar)
Carmen Cardelle de Hartmann
Mo 14-16 (auf Wunsch der Studenten (c.s.) geänderter Termin)
Der spanische Jude Petrus Alfonsi, der in Huesca zum Christentum konvertierte, schrieb in den ersten Jahrzehnten des 12. Jhs. – wohl in England – Werke, in denen er Informationen über Judentum und Islam, Kenntnisse der arabischen Wissenschaft und erzählerische Motive aus dem Orient bekannt machte. Im Seminar werden wir uns mit diesem vielfältigen Werk vertraut machen; anhand der Sekundärliteratur wollen wir außerdem die Methoden diskutieren, mit denen man textkritische Probleme und philologische Fragen wie die Authentizität und die Zuschreibung von Werken oder die Bestimmung von Quellen zu lösen versucht.
(Kolloquium)
Carmen Cardelle de Hartmann mit Mireille Schnyder
Do 10-12
Das Kolloquium widmet sich dem Verhältnis von lateinischen und volkssprachlichen poetologischen Reflexionen im Mittelalter. Gegenstand sind Texte aus den Bereichen der Regelpoetik (Matthäus von Vendôme, Gottfried von Vinsauf, Johannes von Garlandia) und der expliziten lateinischen Literaturkritik (Accessus, Kommentare, Schriftstellerbiographien und -kataloge) auf der einen Seite und aus dem Bereich der volkssprachlichen poetologischen Reflexion (Kunstklage, Prologliteratur, Digressionen) auf der anderen Seite. Im Kolloquium soll diskutiert werden, inwieweit der epistemische Status der divergierenden Modalitäten poetologischer Aussagen geklärt werden kann und welchen Legitimationsmustern sie verpflichtet sind. Weiterführend kann das Verhältnis nach poetologischer Reflexion und poetischer Praxis Gegenstand des Kolloquiums werden.
(Kursorische Lektüre)
Philipp Roelli
Mi 14-16
Gregor der Große war von 590 bis 604 Papst und gilt als einer der wichtigsten Päpste überhaupt. Unter seinen zahlreichen Werken stechen die Dialogi de vita et miraculis patrum Italicorum in vier Büchern hervor. Das Werk will aufzeigen, dass auch Italien, nicht nur der griechisch-sprachige Osten, Wunder vollbringende Heilige hervorgebracht hat. Die Dialoge wurden früh ins Griechische übersetzt, was sehr selten geschah, und Gregor ist auch in der Orthodoxen Kirche ein wichtiger Heiliger. Der erste und dritte Buch behandeln verschiedene, oft sonst nicht bekannte, Gottesmänner. Das zweite Buch handelt ausschließlich von Benedikt von Nursia, dem Vater des westlichen Mönchtums; das vierte Buch ist eine Sammlung von Jenseitsvisionen und Erscheinungen Verstorbener. Es hatte außerordentlich große Auswirkungen auf die Jenseitsvorstellungen; z.B. haben wir hier zum ersten Mal Ansätze zu einem Purgatorium. Wir werden Ausschnitte aus allen vier Büchern lesen, aber mit besonderem Augenmerk auf Buch vier.
(Spezialkurs)
Dörthe Führer
Fr 10-12
Die lateinische Dichtung des Mittelalters verfügte im Vergleich zu dem, was heute allgemein geläufig ist und was in der Antike praktiziert wurde, über eine besondere Vielfalt an formalen Ausdrucksmöglichkeiten. Diese Formen zu kennen, ist eine Voraussetzung für jede weitere Arbeit mit den Texten. Der Spezialkurs soll daher eine erste Einführung bieten: Wir lernen die Messung der Silbenlänge, den Wortakzent und die Silbenzählung, den End- und Binnenreim sowie die wichtigsten Strophenformen zu erkennen. Dabei üben wir an konkreten Beispielen, die wir auch übersetzen wollen. So soll der Bezug zwischen Form und Inhalt und das Sprachverständnis nicht zu kurz kommen. Der Kurs setzt keine Vorkenntnisse voraus, wir wollen das notwendige Wissen Schritt für Schritt gemeinsam erarbeiten.
(Kolloquium)
Stefan Tilg
Do 16-18
Die lateinische Literatur der Neuzeit steht nach wie vor im Schatten der Beschäftigung mit antiken und mittelalterlichen Werken. Dabei stammen über 90% der überlieferten lateinischen Texte aus der Neuzeit. Gerade in der Frühen Neuzeit, vom 15.–18. Jahrhundert, prägten sie zentrale Bereiche des wissenschaftlichen, sozialen und individuellen Lebens. Nicht umsonst hat die Forschung zur Beschreibung der noch in vieler Hinsicht unerforschten neulateinischen Literatur die Metaphern von einer "terra incognita" und einem "versunkenen Kontinent" der europäischen Geistesgeschichte geprägt.
Der einführende Kurs wird versuchen, die Umrisse dieses Kontinents zu beschreiben und zu eigenen Entdeckungen anzuregen. Zunächst werden Forschungsstand, Methodik und Hilfsmittel vorgestellt werden, danach folgt eine Übersicht über Gattungen/Textsorten und herausragende Autoren, jeweils auch mit kurzen Textbeispielen. Der Prüfungsmodus richtet sich nach den Bedürfnissen der Teilnehmer. Möglich sind z.B. kurze Referate mit schriftlicher Arbeit oder regelmäßige kleinere Aufgaben.
(Spezialkurs für MA und Doktoratsstufe)
Darko Senekovic und Philipp Roelli
Do 14-16
Nach einem kurzen geschichtlichen Überblick über die Editionstechnik vergangener Zeiten (mit einigen historischen Beispielen), werden wir uns den aktuellen Arbeitsmethoden der Ekdotik zuwenden. Zum einen werden wir uns dem Umgang mit den Handschriften widmen: wie findet man die Handschriften eines mittelalterlichen Autors, wie gelangt man zu einem Stemma codicum und wie wählt man die für eine Edition relevanten Zeugen. Außerdem werden wir Kriterien erarbeiten, nach welchen Textvarianten beurteilt, und verschiedene Arten von sogenannten 'Apparaten' zu einer kritischen Edition zusammengestellt werden können. Es werden auch unterschiedliche heute vorhandene Ansätze, eine kritische Edition zu erstellen, besprochen. Zum praktischen Teil der Übung gehört die Kollationierung der Handschriften des Dialogus des Petrus Alfonsi, einem Text aus der Zeit um 1110, dessen kritische Edition an unserem Seminar erarbeitet wird.
(Kolloquium)
Manuel Baumbach, Silke-Petra Bergjan, Carmen Cardelle de Hartmann und Ulrich Eigler
Mo 18-20 (alle zwei Wochen)
(Kolloquium)
Manuel Baumbach, Silke-Petra Bergjan, Carmen Cardelle de Hartmann und Ulrich Eigler
Mo 16-18 (alle zwei Wochen)