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Im Rahmen eines Dissertationsprojektes beschäftigt sich Ruth Affolter mit dem Kommentar Brunos von Segni (um 1050 bis 1123) zum Hohenlied ('Expositio in Cantica canticorum') und zu dem Lob der tüchtigen Frau in den Sprüchen Salomos ('Expositio de muliere forte'). Die beiden Schriften bilden überlieferungsgeschichtlich, formal wie auch in Bezug auf ihren Deutungshorizont eine Einheit. Ziel ist die erstmalige kritische Edition dieser beiden Texte sowie deren ausgiebige Kommentierung. Im Kommentar sollen nebst anderem folgend Gesichtspunkte zur Sprache kommen:
Wichtigste Vorlage für Bruno ist der Hoheliedkommentar des Beda Venerabilis (†735), vermittelt durch denjenigen Haimos von Auxerre (Mitte 9. Jh.). Durch einen systematisch durchgeführten Vergleich mit diesen Texten soll ermittelt werden, wie weit Bruno traditionsgebunden ist, und in welchen Dingen er eigenständig ist.
Der Umgang mit biblischen Texten hatte bereits damals eine lange Geschichte hinter sich, in deren Verlauf unterschiedliche Zugänge erprobt worden waren. Anhand ausgewählter Textausschnitte sollen die von Bruno selber angewandten exegetischen Verfahren in Nahaufnahme vorgeführt werden.
Brunos Kommentar enthält – was in dieser Textsorte eine Seltenheit ist – eine ganze Reihe von Gedichten, in denen das Bibelwort selber, teils auch dessen Deutung in unterschiedlichen, z. T. ausgesprochen liedhaften Formen, Gestalt gewinnt. Stilistische Beobachtungen sollen nun die Beziehung zwischen dem Prosatext und den Gedichten klären. Wie ordnen diese sich in die damals im Entstehen begriffene Hohelieddichtung ein.
Ein Literaturhinweis:
STOTZ, Peter. Die Gedichte des Hoheliedkommentars und der 'Expositio de muliere forte' Brunos von Segni. Neuedition mit Einleitung, Übersetzung und Kurzkommentar. (Zeitschrift für schweizerische Kirchengeschichte 72, 1978, S. 1-46; Abb. 1-4).
