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Seminar für Griechische und Lateinische Philologie

Katharina Suter-Meyer

‚Geographie‘ als humanistische Wissensliteratur – Vadians Kommentar zur Chorographie des Pomponius Mela

Der Schweizer Humanist Vadian(us) (Joachim von Watt, späterer St. Galler Reformator) liess im Jahr 1522 in Basel eine zweite, stark erweiterte Ausgabe seines lateinischen Kommentars zum römischen Geographen Pomponius Mela drucken. Mehr noch als die Ausgabe von 1518 hatte dieses Werk grossen Erfolg in den Gelehrtenkreisen des deutschsprachigen Raum. In der modernen Forschung hat das Werk bis anhin aber kaum Beachtung gefunden. Das Kommentarwerk stellt eine beachtliche Sammlung von unter Geographie subsumiertem Wissen verschiedener Epochen, von Erfahrungs- oder Reiseberichten, von historischen, naturwissenschaftlichen, philosophischen sowie religiösen Beiträgen und damit verbundenen Reflexionen bereit. Indem Vadian Melas Weltbeschreibung aktualisiert und zugleich transformiert, legt der Autor ein vielfältiges und vielschichtiges geographisches Wissen „als Mittel zur Erkenntnis“ vor, mit dem er in einen von pädagogischen Ansprüchen getragenen Dialog mit seiner Leserschaft treten will.

Die Doktorarbeit will einen Beitrag zur Erforschung der neuzeitlichen Kommentar- und Wissensliteratur leisten und stellt daher mittels close-reading den Kommentartext selbst ins Zentrum. Das Verhältnis zwischen antikem Text und frühneuzeitlichem Paratext wird sondiert, wobei die verschiedenen Grade der Präsenz des Kommentators Vadian die Schwerpunkte der Analyse bilden, da der Humanist über verschiedene Autorisierungsstrategien den antiken Autor auch unterminiert, sich selbst als Koautor inszeniert oder die Autorschaft gar usurpiert. So werden Layout, Organisation und der didaktische Anspruch im Sinne einer dienenden Kommentarfunktion untersucht. Ebenso interessiert die Diskussion von Welt- und geographischem Wissen, welche Formen von Kritik, der Wissensakkumulation und -integration sowie Verifizierungs- und Autorisierungsstrategien des Kommentators erhellen. In diesem Zusammenhang stellt sich auch die Frage nach dem enzyklopädischen Charakter des Kommentarwerkes. Ein weiterer Fokus richtet sich auf Vadians exkursive Lemmata, in denen er sich selbst als Autor in Szene setzt und seine literarischen Beiträge mit deutlich biographischen Bezügen in die Weltbeschreibung Melas integriert.

Das symbiotische Miteinander von humanistischem Kommentartext und antiker Geographie wird analysiert, und Gewinn und Möglichkeiten der engen aber dennoch flexiblen Vernetzung von Basis- und Kommentartext werden herausgearbeitet.

(SNF-Projekt: http://p3.snf.ch/Project-143198)

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