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Seminar für Griechische und Lateinische Philologie

Veranstaltungen HS 2008

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Literarische Streifzüge durch Griechenland: Pausanias (1969)

Manuel Baumbach (manuel.baumbach@sglp.uzh.ch)
Di 16:15 – 18:00
RAG-104

Information für BA- und MA-Studierende: Literarische Seminarien können im BA als Aufbaumodul IIa (Pflicht), als Aufbaumodul III.Lit (Wahlpflicht), als Aufbaumodul IV.Lit (Wahlpflicht), als Aufbaumodul III (Pflicht), im MA als Vertiefungsmodul I (Pflicht), als Vertiefungsmodul V.Lit, als Vertiefungsmodul Ib.90, als Vertiefungsmodul Ib.75 und in beiden Stufen als Wahlmodul besucht werden. Der Leistungsnachweis wird durch RE "Referat" und meist zusätzlich durch SA "Schriftliche Arbeit" erbracht und durch das erfolgreiche Bestehen werden je nach Art des Moduls 3, 6 oder 9 Kreditpunkte erworben. Die Arbeit kann während des Folgesemesters geschrieben werden.

"Was mich am meisten in Staunen versetzt, ist nicht allen bekannt ..." (1.27.3). Was für die Antike galt, hat in der Moderne nichts von seiner Bedeutung verloren: Pausanias' Beschreibung Griechenlands aus dem 2. Jh. n.Chr. liefert in 10 Büchern eine Fülle von topographischen Beobachtungen, Ekphraseis sakraler und profaner Kunstwerke sowie zahlreiche ethnologische, religionsgeschichtliche, mythologische und soziokulturelle Exkurse, die den Rezipienten zu einer kulturgeschichtlichen Rundreise von Athen (Buch 1) bis nach Delphi und Lokris (Buch 10) einladen. Ihr Realitätsbezug und die vermeintlich unverstellten Einblicke in die Lebenswirklichkeit Griechenlands lassen die Beschreibung einerseits zu einem der "wichtigsten" Werke für das Verständnis von antiken Kulten, Denkmälern und topographischen Besonderheiten werden, andererseits ist die Mischung von verschiedene Erzählformen zu einer neuen Form der narrativen Kunstprosa literaturwissenschaftlich von grosser Bedeutung.
Im Seminar werden Spannungsfelder von Autopsie vs. Quellenstudium, ästhetischer Wertung vs. objektiver Darstellung, Realität vs. Fiktionalität, Vergangenheits- vs. Gegenwartsbezug, Auswahl der Beschreibungen vs. Anspruch auf Vollständigkeit untersucht, gattungsgeschichtliche Fragen erörtert und politisch-sozialkritische Aspekte des Werkes vor dem Hintergrund der Zweiten Sophistik diskutiert. Mit Blick auf die Rezeptionsgeschichte wird nach dem Einfluss der Beschreibung auf das neuzeitliche Griechenlandbild gefragt; Eigenarten der Überlieferungsgeschichte sowie Kontroversen um den 'Wert' der Schrift innerhalb der altertumswissenschaftlichen Disziplinen (v.a. der Archäologie) werden vorgestellt.
Ein reader mit den für das Seminar ausgewählten Textpassagen wird in der ersten Sitzung verteilt.

Textausgabe: Rocha-Pereira, M.H.: Pausanias. Graecae descriptio, 3 Bde., Leipzig 1989.
Kommentar: Hitzig, H.: Pausaniae Graeciae descriptio, 3 Bde., Berlin 1896-1910. Musti, D. / Beschi, L. et al.: Pausania. Guida della Grecia, 8 Bde., Mailand 1982ff.
Übersetzung: Meyer, E.: Pausanias. Beschreibung Griechenlands, Zürich 1954 [unvollständig].
Einführende Sekundärliteratur: Habicht, C.: Pausanias und seine "Beschreibung Griechenlands", München 1985. Hutton, W.: Describing Greece. Landscape and Literature in the Periegesis of Pausanias, Cambridge 2005.